Kennzeichen der Biedermeier-Möbel
Biedermeier-Möbel zeichnen sind vor allem von schlichter Eleganz gekennzeichnet. Einem einheitlichen Stil folgen sie nicht. Ihr Anspruch bestand darin, den Eindruck von Behaglichkeit zu vermitteln und zweckmäßig zu sein. Repräsentativen Charakter hatten sie nicht. Zwar entstanden die ersten derartigen Möbel in Wien; als Vorbild diente indes englisches Mobiliar. Ein großes Augenmerk wurde bei der Herstellung der Möbel auf handwerkliche Qualität gelegt. Die großen, glatten Flächen der Möbel ermöglichten eine intensive Wirkung der Holzmaserung, daher wurden oft gemaserte Hölzer als Furniere verarbeitet, wobei man die Holzmaserung oft spiegelbildlich anordnete.
Beliebte Möbelhölzer
Beliebte Hölzer waren in Süddeutschland Kirschbaum und Nussbaum, in Norddeutschland Birke und Mahagoni. Die Beschläge der Möbel waren oft sehr reduziert gehalten. An Stelle von Schlüsselschildern aus Metall wurden bevorzugt Schlüsselbuchsen aus Bein verwendet, Scharniere wurden vielfach verdeckt angebracht. Die Holzoberflächen wurden meist poliert, um die Maserung zur Geltung zu bringen. Als Bezug für Polstermöbel dienten mitunter selbst bestickte Bezüge, da Handarbeiten ein beliebtes Betätigungsfeld von Frauen waren.
Typische Biedermeier-Möbel: Kleinmöbel
Typische Biedermeier-Möbel sind Kleinmöbel wie Kommoden, Sekretäre oder Nähtischchen. Beliebt waren als weitere Zimmerausstattungstücke Bilderuhren oder Tischuhren mit Marmorsäulen. In Wien prägte der Möbelfabrikant Joseph Danhauser senior die neue Wohnkultur. In diese Zeit fällt auch der Erfolg der Bugholzmöbel von Michael Thonet, der aus Boppard stammte und 1842 vom österreichischen Hof nach Wien geholt wurde. Die Möbel des Biedermeier wurden für die Wohnraumgestaltung und für die Schaffung eines harmonischen Gesamtbildes angefertigt. Die Innenraumgestaltung des Biedermeiers wandelte sich bis 1845 von geradliniger Schlichtheit bis hin zu enormer Überfrachtung.
Sekretär: Inbegriff des Biedermeier-Möbels
Der Sekretär resp. Schreibschrank gilt als der Inbegriff eines Biedermeiermöbels; er verbindet eine imposante architektonische Wirkung mit einem hohen Wert für den täglichen Gebrauch. Die Wurzeln des Sekretärs liegen in Frankreich. Die typischen Formen des Sekretärs sind dem Klassizismus zu verdanken, welcher den architektonischen Aufbau der Fassadengliederung mit Motiven aus der Fassadenarchitektur revolutionierte. Neben Schreibschränken brachte das Biedermeier auch Kleider- und Bücherschränke hervor. Die Kleiderschränke waren durch eine geschlossene Front gekennzeichnet, wobei die Front der Bücherschränke meistens nur zu einem Drittel geschlossen und zu zwei Drittel verglast war. Der Aufbau der Biedermeier-Schränke war durch einen Sockel, das Kranzgesims und den Seitenabschlüssen geprägt.
Typisch: Pendants und Paare
Pendants und Paare spielen bei der Raumgestaltung im Biedermeier eine große Rolle. Die Kommode fand im typischerweise unterhalb des Fensters und gegenüber vom Kamin seinen Platz und die Gestaltungselemente der Kommode waren dem Kamin sehr ähnlich. Die Kommode war sehr kantig aufgebaut, wobei flankierende Säulen oder Pilaster, welche über einer Sockelfläche aufgelagert waren, die oberste Schublade mit der Deckplatte trugen. Die Anzahl der Schieber war variabel und entschied schlussendlich über die Höhe der Kommode, welche auf vier identischen Füßen stand.
Biedermeier-Stühle
Die Stühle des Biedermeiers zeichneten sich neben der Verarbeitung von Furnier für die Oberflächengestaltung auch durch die Verwendung edler Stoffe auf Polstern aus. Armlehnstühle wurden als Ergänzung zu Stuhlsets hergestellt und folgten der Formensprache der Stühle, welche durch gebogene Lehnen und ausgestellte Beine gekennzeichnet waren. Sie ergänzten diese Form durch seitlich angebrachte Armlehnen. Der Biedermeierstuhl spielte in den Räumen der Häuser eine große Rolle und musste den Anspruch erfüllen, leicht umgestellt werden zu können.
Dominierende Tischform: Runder Tisch
Der Tisch, welcher zumeist eine runde Form hatte, war die sinnvolle Ergänzung zu den Stühlen und diente dazu, einen zentralen Platz im Salon zu schaffen, um welchen man sich zum Plausch, zum Wein, zur Handarbeit oder zum Teetrinken treffen konnte. Der runde Tisch ist die dominierende Tischform des Biedermeiers, weil eine runde Platte das größte nur mögliche Angebot an Fläche schafft und durch die Aufhebung von „oben“ und „unten“ keine Rangordnung zulässt. Zu den weiteren Möbeln, die in einem Biedermeier-Haushalt zu finden waren, gehörten Sessel, Beistelltische, Vitrinen und Etageren, sowie Ofen- und Lichtschirme und der Trumeauspiegel.