Charakteristika des Rokoko
In der Zeit des Rokoko huldigte man dem Schönheitsideal der höfischen Gesellschaft. Lebhaft-verspielte und elegante Formen fanden gleichermaßen Ausdruck. Typisch für den Bau- und Dekorationsstil des Rokoko sind an Bauten, Innenräumen, Möbeln und Geräten angebrachte überbordende Verzierungen. Charakteristisch ist auch der Verzicht auf Symmetrie, die im Barock noch als wichtiges Element verwendet wurde. An die Stelle fester Formen treten leichte, zierliche, gewundene Linien und häufig rankenförmige Umrandungen. Diese bewusste Abkehr von Symmetrie wurde später im Jugendstil wieder aufgegriffen.
Möbel des Rokoko: Gebogene Formen
Vorherrschend bei den Möbeln des Früh-, Hoch- und Spätbarock waren kantig-strenge Grundformen und ein statistisches Rahmenwerk. Diese lineare Strenge wurde vom Rokoko aufgehoben und durch geschweifte und gebogene Formen ersetzt. Verspieltheit und Asymmetrie waren maßgebend. So gilt das Rokoko als Epoche der ausgeschmückten, schwellenden und schmiegsamen Eleganz. Um es den Frauen mit ihren großen Reifröcken zu ermöglichen sich hinzusetzen, mussten zwangsläufig die Armlehnen zurücktreten. Die Sitzmöbel hatten fast immer geschweifte Füße. Die Möbelfüße zeigen häufig Schnitzereien oder Metallapplikationen in Form von Pflanzen, Tierfüßen oder Muschelmotiven.
Neuentwicklung: Die Chaiselongue
Eine Weiterentwicklung stellt der Konsoltisch dar, der nur noch zwei Füße benötigt, da er an der Wand befestigt ist. Eine Neuentwicklung ist die Chaiselongue (franz. Langer Stuhl), die einen Sessel mit seiner Fußbank zu einem Möbelstück verbindet. Das gepolsterte und flache Sitzmöbel in länglicher Form bot Platz für eine Person. Als längliches Tagesbett war es mit einem gebogenen Kopfteil und einem einheitlichen Bezug, meist aus Samt oder Brokat, versehen und bot die Möglichkeit für kurze Ruhepausen.
Möbel aus Bürger- und Adelsbesitz
Die heute noch erhaltenen und zu erwerbenden Möbel stammen zum größten Teil aus Bürger- oder Adelsbesitz, wobei viele von ihnen sicherlich oft den Besitzer gewechselt haben. Allerdings gestaltet es sich schwierig, die verschiedenen Möbel dieser Epoche einem konkreten Herkunftsort zuzuordnen, da die damalige Gesellenwanderung sowohl zu einem sehr weit reichenden Austausch als auch einer regen Fluktuation führte. Dazu vereinheitliche sich der Geschmack der Gesellschaft während des Rokoko stark und nahm Einfluss auf die Formensprache des Möbels. Eine weitgehend sichere Zuordnung ist nur bei den Schlossmöbeln möglich.
Helle Farbgebung
Rokoko-Möbel besaßen eine besondere Farbgebung, welche sehr viel heller als die des Barock war. Helle und zum Teil bunte Farben charakterisierten die Möbel und integrierten diese in die bestehenden Wohnverhältnisse. Dabei ist zu beachten, dass dieser Stil nicht nur dem Adel vorbehalten, sondern auch dem Bürgertum zugänglich war. Daher mussten die Möbel auch an die, im Gegensatz zu den Adelshäusern, beengten Wohnverhältnisse des Bürgertums angepasst werden. Folglich entfernte man sich in der Formensprache von der Massigkeit der Barock-Möbel. Neben der Chaiselongue und dem Konsoltisch entstanden in dieser Epoche viele kleinere Kommoden zur Aufbewahrung; allen Möbelstücken war eine Vorliebe zur Verzierung mit Gold gemeinsam.
Der Chippendale-Stuhl
Im europäischen Rokoko wird zwischen dem französischen und dem englischen Rokoko unterschieden. Das englische Rokoko brachte den heute sehr berühmten Chippendale-Stuhl hervor, welcher sich hoher Beliebtheit erfreut. Die Möbel des Rokoko gelten noch heute sowohl als raffinierte als auch als den Blick fangende Einrichtungsgegenstände.
